Kreislandfrauentag mit Festredner Dr. Kremer-Schillings
Die beiden Landfrauen Kreisverbände Einbeck und Northeim hielten erstmals einen gemeinsamen Kreislandfrauentag in der Northeimer Stadthalle ab. Sie hatten mit Hilfe der 11 Landfrauenvereine und deren Ortsvertreterinnen eingeladen und 180 Gäste erlebten einen kurzweiligen, informativen und heiteren Nachmittag.
Nach der Begrüßung durch die Vorsitzenden Ingeborg Cramm, Einbeck, Heike Eisenacher und Elke Lüdecke vom Vorstandsteam Northeim, sprach der Superintendent Jan von Lingen das geistliche Wort und stimmte zu einem gemeinsamen Singen an.
Nach den Grußworten der stellvertretenden Landrätin Gudrun Borchers, des allgemeinen Stellvertreters der Stadt Northeim Herrn Jörg Dodenhöft, der Bezirksvertreterin des Niedersächsischen Landfrauenverbandes Hannover Sabine Erle und dem Vorsitzenden des Landvolkes Northeim-Osterode Claus Hartmann, hatte Dr. Willi Kremer-Schillings das Wort. Bauer Willi, wie er gerne genannt wird, lebt mit vier Generationen unter einem Dach und bewirtschaftet nach seiner Tätigkeit bei Agrarunternehmen heute als aktiver Landwirt den Hof in Kooperation mit seinem Nachbarn. Wie es dazu kam, Blogger zu werden erzählte er auf humorvolle Weise: Nach ständigen diskriminierenden Anfeindungen aus der neu zugezogenen Nachbarschaft stand an einem Erntetag die Polizei am Feldrand. Ein Neubürger hatte Anzeige wegen Lärmbelästigung erstattet. Daraufhin schrieb er einen Wutbrief, der zunächst nicht in der Tageszeitung veröffentlicht wurde. So nahm Bauer Willi Kontakt zu einem Berufskollegen, der im Internet bereits aktiv war, Kontakt auf und der Stein kam ins Rollen. Nach der Veröffentlichung in den sozialen Medien animierten tausende Follower Bauer Willi, weitere Themen des Bauernbashings zu kommentieren. Bauer Willi erzählte vom gesellschaftlichen Klimawandel und dem Artensterben der bäuerlichen Landwirtschaft. In verständlicher Sprache und ohne erhobenen Zeigefinger berichtete er über die kritischen Themen unserer Gegenwart; über Massentierhaltung, Nitrat, Pflanzenschutz, Insektensterben, Gentechnik und schilderte dabei seine Sicht der Dinge. Auch kritisierte er die Falschmeldungen, wie zum Beispiel die eines Bundesministeriums, dass Bienen Getreide bestäuben würden, oder das Unwissen vieler Verbraucher, welches Obst und Gemüse überhaupt heimisch ist. In humorvoller Art beschrieb er den Versuch einer Verbraucherin, Kartoffelsamen zu kaufen …Das fehlende Wissen über die Nahrungsmittelproduktion sollten die Bauern nutzen und am besten die Sprache der Verbraucher selbst nutzen, wie zum Beispiel statt dem Begriff Milch, „Q-Saft 96,5% fettfrei, frisch, vegetarisch und gesund“ zu verwenden. Auch „Kartoffeln aus Bodenhaltung“ oder „Tomaten aus Anbindehaltung“ sorgten für ein Schmunzeln und Nachdenken. Eine weitere Möglichkeit offensiv die Bevölkerung ohne landwirtschaftlichen Hintergrund für die Landwirtschaft zu interessieren, sei das Einladen zur Hofbesichtigung per Smartphone. Bauer Willi arbeitet mittlerweile auch an der inhaltlichen Gestaltung von Schulbüchern mit und fordert seine Berufskollegen auf, Kindergärten und Schulen auf die Höfe einzuladen. Dieses kam bei den Landfrauen sehr gut an. Sie selber betätigen sie sich schon lange auf diesem Feld und fordern darüber hinaus die Einführung des Schulfachs „Alltagskompetenzen“. Bauer Willi erntete langanhaltenden Applaus für seine Ausführungen. Nach dem informativen, humorvollen und dennoch ernsten Vortrag sang der LandFrauen Singkreis der Northeimer Landfrauen zwei Lieder, bevor Kai Schönberger, Mitglied des Führungsteams der Landesgartenschau, einen Kurz-Vortrag über die Besonderheiten der Landesgartenschau in Bad Gandersheim hielt. Zuvor wurde ein Film, aufgenommen mit einer Drohne, von Günter Ahrens, Mitglied des Fördervereins der LAGA gezeigt und vermittelte einen guten Überblick über das gesamte Gelände. Kai Schönberger stellte das Gelände, welches mit viel Wasserfläche attraktiv und innovativ bestückt ist, vor. Besonders hob er die gute Zusammenarbeit mit den Landfrauen hervor, die mit ihrem Kreativgarten einen gut besuchten Ort des Laga-Geländes anbieten. Dort steht neben einem Hochbeet mit Sichtfenster auch das eigens angeschaffte Infomobil „Pumps & Pellkartoffeln“ des Fördervereins der Landfrauen und Partnern. Die Outdoorküche und der Pavillon der Regionen befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kreativgarten und werden auch von den Landfrauen bespielt. Kai Schönberger bedankte sich für die zuverlässige und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den Landfrauen. Heike Eisenacher lud alle Landfrauen am Muttertag zu einem kostenlosen Aperitif in den Kreativgarten ein und bedankte sich bei allen ehrenamtlichen Landfrauen vor Ort und den angrenzenden Kreislandfrauenverbänden für ihre Unterstützung auf der Landesgartenschau in Bad Gandersheim. Der Chor sang zum Abschluss ein launiges Lied mit dem Text: „wir nehmen lieber ein Eierlikörchen statt Applaus.“ Beides wurde ihnen auch präsentiert! Elke Lüdecke verabschiedete die Gäste, dankte allen die bei der Organisation der Veranstaltung beteiligt waren, den Ehrengästen und Landfrauen für ihr Kommen. Die Veranstalterinnen konnten mehr als zufrieden mit dem Besuch und Verlauf des ersten gemeinsamen Kreislandfrauentages sein.
Geschrieben von
Ingeborg Cramm